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Veröffentlichungen

Ernst S. Steffen. Wenn ich nach Hause komme. Gedichte und Prosa aus dem Gefängnis

Anton Knittel (Hg.)

„Ich werde gehen. / So einfach ist das.“ Und: „Ich werde nicht nach Hause kommen. / So wird es sein, / wenn ich nach Hause komme“: Zwei Sätze, die unter die Haut gehen, wenn man die Lebensgeschichte ihres Verfassers kennt – und wenn man weiß, dass sie im „Männerzuchthaus“ Bruchsal geschrieben wurden. Die Sätze stammen vom Heilbronner Autor Ernst Siegfried Steffen. Wenngleich er nur ein schmales Werk hinterlassen hat, nämlich den Gedichtband Lebens­länglich auf Raten aus dem Jahr 1969 und noch 1971 die posthum erschienene Rattenjagd. Aufzeichnungen aus dem Zuchthaus, gilt Ernst Steffen doch zu Recht als einer der renommiertesten deutschen „Gefängnisschriftsteller“. (Eine Titulierung gegen die er sich selbst freilich vehement wehrte.) 

Mit der erweiterten Ausgabe seiner Gedichte und einiger Prosastücke ist aufs Neue die bewegende Soziographie eines Schriftstellers aus prekären Verhältnissen zu entdecken – und zu würdigen. Entstanden aus dem bloßen „Schmerz“, wie Hilde Domin treffsicher bemerkte, haben seine Gedichte und seine Prosa nichts von ihrer aufwühlenden gesellschaftskritischen und lyrischen Kraft verloren.

Ernst Siegfried Steffen, 1936 in Heilbronn geboren, 1970 in Karlsruhe verstorben, verbrachte fast die Hälfte seines Lebens hinter Mauern und Gittern: Nach einer schweren Misshandlung durch den gewalttätigen Vater zunächst mehr als zwei Jahre in einem Erziehungsheim; danach geriet er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, lange Haftstrafen waren die Folge. In der Strafanstalt Bruchsal fing er an zu schreiben, gefördert von Rolf Zelter, dem dortigen Direktor, Vater des Schriftstellers Joachim Zelter. Aufgrund eines Gnadengesuchs kam Ernst S. Steffen zu Weihnachten 1967 frei.

 

Ludwig Pfau und Heilbronn

Anton Philipp Knittel

Aus dem Heilbronner Gärtnerlehrling Ludwig Pfau wurde im Umfeld der Revolution von 1848/49 der meinungsstarke Herausgeber des radikaldemokratischen satirischen Wochenblatts ›Eulenspiegel‹. Für seine Überzeugungen zahlte der Dichter und Kunstkritiker mit der Flucht ins Exil und mit juristischer Verfolgung. Drei Monate verbrachte er im Gefängnis seiner Heimatstadt und wurde doch 15 Jahre später zu ihrem Ehrenbürger – auch wenn die Sicht der Heilbronnerinnen und Heilbronner auf ihn weit über seinen Tod hinaus alles andere als einhellig positiv war.

 

Ludwig Pfau. Revolutionsliteratur im deutschen Südwesten. Aisthesis Verlag 2022 (Tagungsband)

Anton Philipp Knittel (Hg.)

An dem an Wechseln und unterschiedlichen Bewertungen reichen Leben, Nachleben und Werk des Heilbronner Dichters, Satirikers, Revolutionärs, Ästhetikers und Kosmopoliten Ludwig Pfau (1821-1894) lassen sich eindrücklich die Verwerfungen der politischen Auf- und Umbrüche des 19. Jahrhunderts vor, während und nach der 1848er Revolution ablesen. Pfau, Sohn eines Kunstgärtners, entscheidet sich gegen das Studium der Theologie und beginnt eine Gärtnerlehre, die ihn nach Paris führt. Dort entdeckt er die Literatur für sich und veröffentlicht 1842 seinen ersten Gedichtband. Ende 1847 gründet Pfau in Stuttgart das satirische Wochenblatt Eulenspiegel, das ab 1848 erscheint und schnell große Verbreitung findet. Der Herausgeber und Redakteur Pfau eckt mit seinen satirischen Texten als radikaler Demokrat immer mehr an. Nach der gescheiterten Revolution flieht er über die Schweiz in sein Pariser Exil, in dem er zehn Jahre bleibt, bevor er 1863 nach Stuttgart zurückkehrt. Dort nimmt er den politischen Faden erneut auf und ist Mitbegründer der Württembergischen Demokratischen Volkspartei. Als Schriftsteller und Kunstkritiker gerät der Preußengegner, der stets dem Föderalismus das Wort redet, immer wieder mit der Regierung in Konflikt. Die erste wissenschaftliche Tagung anlässlich seines 200. Geburtstags beleuchtet die vielen Facetten seines Œuvres im Kontext der südwestdeutschen Revolutionsliteratur.


„Seit ein Gespräch wir sind.“ Friedrich Hölderlin und Heinrich von Kleist im Dialog

Anton Philipp Knittel (Hg.)

Sie gelten als die beiden großen Unverstandenen der Literatur der Schwellenzeit um 1800, als Genies und Sonderlinge, als Unruhestifter und Avantgarde einer Umbruchzeit zugleich. Zwei Dichter, denen auf Erden nicht zu helfen war: der im schwäbischen Lauffen am Neckar geborene Friedrich Hölderlin (1770-1843), Sohn eines Klosterverwalters, und der im brandenburgischen Frankfurt an der Oder geborene Offizierssohn Heinrich von Kleist (1777-1811). Zwar mag auf den ersten Blick einiges die manchmal als sperrig und widerständig empfundenen Texte der beiden Unvergleichlichen trennen, doch bei genauerem Hinsehen sind – wie die Beiträge des vorliegenden Bandes belegen – überraschende Parallelen, Analogien und Konvergenzen in ihren Werken zu erkennen. So ist im Rahmen einer internationalen Tagung des Literaturhauses Heilbronn ein Gespräch entstanden, das in vielen Stimmen bis in unsere Gegenwart nachhallt. Mit Beiträgen von Walter Erhart, Justus Fetscher, Rüdiger Görner, Alexander Honold, Rolf-Peter Janz, Manfred Koch, Inka Kording, Adrian Robanus, Moritz Strohschneider und Kay Wolfinger.

 

Das Käthchen von Heilbronn nach Heinrich von Kleist

Ilse & Klaus Genthner

Heinrich von Kleists großes historisches Ritterschauspiel „Das Käthchen von Heilbronn“ gibt es jetzt in einer neuen, kindgerecht und pädagogisch aufbereiteten Fassung. Die erfahrenen Pädagogen Ilse und Klaus Genthner haben im Auftrag des Literaturhauses Heilbronn das Kinderbuch „Das Käthchen von Heilbronn nach Heinrich von Kleist“ nacherzählt. Das hauptsächlich für Kinder ab der 4. Klassenstufe geeignete Buch ist mit zahlreichen Illustrationen von Nicola Rakutt, 2021 u.a. ausgezeichnet mit dem Deutschen Kinderbuchpreis, versehen. Die Drucklegung des aufwendig gestalteten Buches wurde ermöglicht von der Kinderlandstiftung Baden-Württemberg.

Mit dem von der Kinderlandstiftung Baden-Württemberg finanzierten Projekt soll das „Käthchen“ als literarisches Werk sowie das „Käthchen“ als eine identitätsstiftende Symbolfigur für die diverse Schülerschaft Heilbronns nachvollziehbar und erlebbar sein. Gefördert werden soll auch die Begeisterung für Text, Theater und Sprache. „Wir wollen erreichen, dass Kinder mehr lesen und dazu gehört auch, dass Kindern vorgelesen wird. Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag, um Kindern Freude an Literatur zu geben“, sagte Bürgermeisterin Agnes Christner jüngst bei der Buchvorstellung. Auch Cornelia Friedrich, Konrektorin an der Gerhart Hauptmann-Schule, ist sich sicher: „Thematisch war das „Käthchen“ im Sachkunde-Unterricht bisher nicht behandelbar; mit diesem Buch ist dies nun möglich.“