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Das Ludwig Pfau-Denkmal

Anlässlich des 200. Geburtstages von Ludwig Pfau (1821-1894), dem Heilbronner Dichter, Satiriker, Revolutionär, Ästhetiker und Kosmopolit, veranstaltete die Stadt Heilbronn 2021 ein Festjahr. In diesem Jubiläumsjahr aufgegriffen wurde auch die schon kurz nach Pfaus Tod aufgeworfene Frage eines Denkmals für den meinungsstarken Heilbronner Autor. Die Künstlergruppe BMP zeigte 19 Entwürfe für ein mögliches Pfau-Denkmal. Eine Besucherwahl hatte fünf Entwürfe ausgewählt, die dem Kulturausschuss vorgestellt wurden, dieser entschied sich für das Boot „In die Freiheit!“. Die mit Mitteln der Paul-und Anna-Göbel-Stiftung realisierte Skulptur konnte die Stadt im September 2023 vor dem Literaturhaus im Trappensee einweihen.

Ludwig Pfau: Dichter, Satiriker, Revolutionär

An dem an Wechseln und unterschiedlichen Bewertungen reichen Leben, Nachleben und Werk Ludwig Pfaus scheiden sich bis ins 20. Jahrhundert die Geister. Deutlich jedoch ist: An ihnen lassen sich eindrücklich die Verwerfungen der politischen Auf- und Umbrüche des 19. Jahrhunderts vor, während und nach der 1848er Revolution ablesen.

Vom Gärtner zum Revolutionär

Pfau, Sohn eines Heilbronner Kunstgärtners, entscheidet sich gegen das Studium der Theologie und beginnt eine Gärtnerlehre, die ihn nach Paris führt. Dort entdeckt er die Literatur für sich und veröffentlicht 1842 seinen ersten Gedichtband. Ende 1847 gründet Pfau in Stuttgart das satirische Wochenblatt Eulenspiegel, das ab 1848 erscheint und schnell große Verbreitung findet. Der Herausgeber und Redakteur Pfau eckt mit seinen satirischen Texten als radikaler Demokrat immer mehr an. Nach der gescheiterten Revolution flieht er über die Schweiz in sein Pariser Exil, in dem er zehn Jahre bleibt, bevor er 1863 nach einer Amnestie nach Stuttgart zurückkehrt. Dort nimmt er den politischen Faden erneut auf und ist Mitbegründer der Württembergischen Demokratischen Volkspartei.

Als Schriftsteller und Kunstkritiker gerät der Preußengegner, der stets dem Föderalismus das Wort redet, immer wieder mit der Regierung in Konflikt. So wird er etwa 1876 wegen Beleidigung der preußischen Regierung 1876 zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er in Heilbronn unter Anteilnahme großer Teile der Bevölkerung absitzt. 1894 stirbt Heilbronns vorbestrafter Ehrenbürger in Stuttgart.

Pfaus literarisches Werk

Ludwig Pfaus Schriften wie auch seine Gedichte zeugen von eindringlicher Bildhaftigkeit, sensiblem Sprachgefühl und rhythmischer Stimmigkeit, weshalb nicht zuletzt zahlreiche Komponisten, darunter Giacomo Meyerbeer und Arnold Schönberg, Pfaus Strophen vertonten. Und sein „Badisches Wiegenlied“ erlebt eine Renaissance im Umfeld der Anti-Atomkraft-Demos und bleibt so im kulturellen Gedächtnis.

Ludwig Pfau in Heilbronn

Das Literaturhaus, in dessen Ausstellung „Heilbronn-er-lesen“ an Ludwig Pfau u. a. mit einem Filmbeitrag der Heilbronner Künstlergruppe BMP erinnert wird, richtete im Jubiläumsjahr 2021 nicht nur die erste wissenschaftliche Tagung, deren Ergebnisse als Tagungsband im Bielefelder AISTHESIS Verlag erschienen ist, zu diesem Revolutionsliteraten aus, sondern organisierte weitere Veranstaltungen rund um den Schriftsteller. Darunter waren Spaziergänge, Diskussionsrunden sowie eine Ausstellung. Zudem erschien eine bibliophile biographische Fährtenlese „Ludwig Pfau und Heilbronn“ in der Reihe der Marbacher SPUREN-Hefte. Darüber hinaus sind über die Hörstation im Erdgeschoss des Literaturhauses auch Texte von Ludwig Pfau, gelesen von Hanns Zischler, abrufbar. 

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