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Anton Knittel stellt Ernst S. Steffen vor
Anton Knittel liest im Heinrich-Fries-Haus
Am Montag, dem 17. Juni um 19 Uhr, stellt Dr. Anton Knittel, Leiter des Literaturhauses Heilbronn, im Heinrich-Fries-Haus, Bahnhofstraße 13, Heilbronn, die Neuauflage der von ihm herausgegebenen Gedichte und einiger Prosatexte des Heilbronner Schriftstellers Ernst S. Steffen (1936-1970) vor. Der Band „Ernst S. Steffen: Wenn ich nach Hause komme. Prosa und Gedichte aus dem Gefängnis“ ist in der Edition Klöpfer im Stuttgarter Kröner Verlag erschienen und kostet 20 Euro.
„Ich werde gehen. / So einfach ist das.“ Und: „Ich werde nicht nach Hause kommen. / So wird es sein, / wenn ich nach Hause komme“: Zwei Sätze, die unter die Haut gehen, wenn man die Lebensgeschichte ihres Verfassers kennt – und wenn man weiß, dass sie im „Männerzuchthaus“ Bruchsal geschrieben wurden. Die Sätze stammen vom Heilbronner Autor Ernst Siegfried Steffen. Wenngleich er nur ein schmales Werk hinterlassen hat, nämlich den Gedichtband „Lebenslänglich auf Raten“ aus dem Jahr 1969 und die 1971 die posthum erschienene „Rattenjagd. Aufzeichnungen aus dem Zuchthaus“, gilt Steffen doch zu Recht als einer der renommiertesten deutschen „Gefängnisschriftsteller“. (Eine Titulierung, gegen die er sich selbst freilich vehement wehrte.) Mit der erweiterten Ausgabe seiner Gedichte und einiger Prosastücke ist aufs Neue die bewegende Soziographie eines Schriftstellers aus prekären Verhältnissen zu entdecken – und zu würdigen. Entstanden aus dem bloßen „Schmerz“, wie Hilde Domin treffsicher bemerkte, haben seine Gedichte und seine Prosa nichts von ihrer aufwühlenden gesellschaftskritischen und lyrischen Kraft verloren.
Ernst Siegfried Steffen, 1936 in Heilbronn geboren, 1970 in Karlsruhe verstorben, verbrachte fast die Hälfte seines Lebens hinter Mauern und Gittern: Nach einer schweren Misshandlung durch den gewalttätigen Vater zunächst mehr als zwei Jahre in einem Erziehungsheim; danach geriet er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, lange Haftstrafen waren die Folge. In der Strafanstalt Bruchsal fing er an zu schreiben, gefördert von Rolf Zelter, dem dortigen Direktor, Vater des Schriftstellers Joachim Zelter. Aufgrund eines Gnadengesuchs kam Ernst S. Steffen zu Weihnachten 1967 frei.
Anton Knittel, im südbadischen Meßkirch geboren, Studium der Germanistik und Theologie in Tübingen und Wien. Autor und Herausgeber mehrerer Bücher und zahlreicher Artikel. Der promovierte Literaturwissenschaftler ist Leiter des Heilbronner Literaturhauses.
Tickets für 8 € unter: keb-heilbronn.de oder an der Abendkasse.