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Literaturhaus öffnet mit Festprogramm

24. bis 26. Juli: Lesungen im Deutschhof – Führungen am Trappensee

„In Zeiten wie diesen, in denen uns die Bedeutung von Kultur für das gesellschaftliche Miteinander besonders eindrücklich vor Augen geführt wurde, ist es ein wahrer Glücksfall, dass Heilbronn mit dem Literaturhaus am Trappensee ein neues kulturelles Aushängeschild der Bürgerschaft bieten kann“, freut sich Oberbürgermeister Harry Mergel.

Das Literaturhaus am Trappensee ist ein besonderes Zeichen des Heilbronner Bürgerstolzes, konnte doch der Umbau des historischen Wasserschlösschens nur dank erheblicher Stiftungsmittel erfolgen. „Umso mehr freue ich mich, wenn wir das historische Kleinod den Heilbronnerinnen und Heilbronnern am kommenden Wochenende mit einem Festprogramm zurückgeben können“, betont Mergel. Ab September wird es täglich geöffnet sein.

In den vergangenen acht Monaten ist das Schlösschen saniert und zum multifunktionalen Literaturhaus umgebaut worden. „Das Literaturhaus und sein bereits jetzt breites Angebot ist eine wunderbare Ergänzung zu unseren Kulturinstituten und ein idealer Kooperationspartner“, sagt Bürgermeisterin Agnes Christner. Künftig können im Literaturhaus nicht nur Lesungen, Vorträge, Workshops und kleinere Tagungen, sondern auch standesamtliche Trauungen stattfinden.

Für Sanierung- und Umbau unter Federführung des städtischen Hochbauamtes stehen 860.000 Euro zur Verfügung, wovon allein über 500.000 Euro aus städtischen und privaten Stiftungen kommen. Für die Innengestaltung und Ausstellungskonzeption, für die das Heilbronner Büro gruppe sepia verantwortlich zeichnet, stehen 150.000 Euro bereit – wiederum von einer städtischen Stiftung getragen.

Das Trappenseeschlösschen, welches über Jahrhunderte im Privatbesitz wohlhabender Heilbronner Bürger war und dessen Vorgängerbau im 16. Jahrhundert errichtet wurde, und seit den 1970er Jahren im Besitz der Stadt ist, wird mit der Sanierung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Räume wurden behutsam hergerichtet, die Fassade mit ihren Klappläden wurde denkmalgerecht saniert, Toiletten und Haustechnik erneuert. Über eine Stahlrampe am Eingang ist das Schlösschen nun barrierefrei zugänglich. Anstelle eines Lastenaufzugs wurde ein Personenaufzug wurde eingebaut, eine Stahlspindeltreppe wird als zweiter Rettungsweg bis Mitte August auf der Nordseite angebracht, ebenso die entsprechenden Fluchttüren, die coronabedingt bisher noch nicht geliefert wurden, erläutert Cornelius Krähmer, stellvertretender Hochbauamtsleiter.

Informationen Lese-Lust

Im Erdgeschoss wurden Trennwände entfernt, um Platz für Aufenthalt zu schaffen. So gibt es unter anderem einen Lesesessel, um gemütlich in Büchern zu blättern und ein Regal mit integrierter Hörstation, die Zug um Zug auch erweitert werden und die Lust am Lesen fördern soll, blickt Literaturhausleiter Dr. Anton Knittel voraus. „Momentan sind kurze Texte von Heinrich von Kleist sowie Ausschnitte aus Wilhelm Waiblingers Werken zu hören; bei Kleist unter anderem die berühmte Todeslitanei sowie sein Abschiedsbrief an seine Lieblingsschwester Ulrike, jeweils gelesen vom Heilbronner Schauspieler Lucas Janson.“ Zudem gibt es kurze Texte von Ernst Siegfried Steffen, gelesen vom Tübinger Schriftsteller Joachim Zelter, dessen Familie eine besondere Beziehung zum 34-jährig gestorbenen Heilbronner Autor Steffen hat. Über die fast viereinhalb Jahrhunderte währende Geschichte des Hauses informiert ein Zeitstrahl. Zudem ist an einem großen Monitor ein längeres Interview zu sehen mit Rolf Zelter, dem Vater des Tübinger Schriftstellers Joachim Zelter, der Steffens literarische Karriere entscheidend befördert hat. Außerdem äußern sich zehn Schriftstellerinnen und Schriftsteller zum Literaturhaus Heilbronn.

Des Weiteren befinden sich im Erdgeschoss das Sekretariat mit kleiner Küchenzeile, die ebenfalls im August noch eingebaut wird.

Der L-förmige Vortragssaal im ersten Obergeschoss ist mit Beamer und Leinwand ausgestattet. Er wird künftig für Lesungen, Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Workshops und kleinere Tagungen genutzt. Derzeit ist eine Ausstellung mit elf Originalgrafiken des Leipziger Künstlers Rolf Kuhrt (Jahrgang 1936) zum „Käthchen von Heilbronn“ zu sehen.

Ab Anfang September finden zudem standesamtliche Trauungen statt.

Heilbronn-er-lesen  - eine literarische Spurensuche als Eröffnungsausstellung

Im zweiten Obergeschoss gibt es zur Eröffnung eine Ausstellung mit Werkstattcharakter zu sehen unter dem Titel „Heilbronn-er-lesen“. „Dazu haben wir Victoria Wolff sowie ihre männlichen Kollegen Heinrich von Kleist, Justinus Kerner, Wilhelm Waiblinger, Ludwig Pfau, Theodor Heuss, Otto Rombach, Herbert Asmodi und Ernst Siegfried Steffen ausgewählt, in deren Werk oder deren Biografie Heilbronn eine wichtige Rolle spielt; Vollständigkeit, in einer Literaturausstellung ohnehin kaum zu erreichen, war nicht unser Ziel“, erläutert Dr. Knittel.

„Das Besondere ist, dass jede Besucherin und jeder Besucher die Ausstellungstexte sammeln und in einer Mappe mitnehmen kann: Literatur take away“, sagt Andrea Golowin, gruppe sepia, die für die Innengestaltung und die Ausstellungskonzeption verantwortlich zeichnet. Denn zu jedem Autor gibt es neben einer Personenzeichnung als Wandtatoo mehrere Erläuterungstexte, darunter ein kurzes Biogramm mit Wissenswertem zu Leben und Werk, Zitate und Werkausschnitte, zudem kurze Beschreibungen einiger Werke des jeweiligen Autors.

Darüber hinaus fordert die Ausstellung die Besucherinnen und Besucher auf, selber kreativ zu werden: Sei es, eine gemeinsame Geschichte an einer Schreibmaschine weiterzuschreiben, sei es Klecksografien frei nach Justinus Kerner zeichnerisch zu interpretieren oder über Frage- und Antwortspiele sein Wissen zu testen. Coronabedingt sind die Mitmachmöglichkeiten derzeit noch nicht zu nutzen.

Auch filmische Beträge werden in der Ausstellung gezeigt. Auf dem ersten Monitor sind kurze Videos der Wettbewerbsbeiträge von hiesigen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die sich mit einem der neun Autoren auseinandersetzen. Hiesige Künstlerinnen und Künstler und solche, die sich mit Heilbronn verbunden fühlen, waren aufgefordert, sich mit den Bezugspunkten Heilbronns zur Literaturgeschichte auseinanderzusetzen und ihre Ideen in kurzen Filmclips festzuhalten: Beteiligt haben sich Peter Riek (Waiblinger, Kerner), Theater ff (Kleist, Rombach), Stephanie Dierolf (Victoria Wolff), Natasa Rikanovic (Victoria Wolff), Diethelm Wonner (Herbert Asmodi), Sibylle von Oppeln-Bronikowski (Ernst Siegfried Steffen), Marc Adler (Ernst Siegfried Steffen) sowie die Künstlergruppe BMP mit Detlef Bräuer, Karl May, Uli Peter (Ludwig Pfau). Auf dem Tisch ist eine Auswahl von Objekten aus den Videos zu sehen, u.a. ein Originalblatt zur ersten Lesung mit Texten von Ernst Siegfried Steffen, gestaltet von Steffen.

Auf einem zweiten Monitor sind zu sehen: Heilbronnerinnen und Heilbronner, die aus dem „Das Käthchen von Heilbronn“, einer Kurzfassung für Kinder, vorlesen. Unter anderem lesen Oberbürgermeister Harry Mergel, Bürgermeisterin Agnes Christner, Käthchen Jasmin Heyd, Alexandra Winter, Dr. Elke Schulz-Hanßen, Roswitha Löffler und Gerd Kempf.

Unter den Vitrinenhauben, die sich auf den Tischen und Bänken befinden, liefern Faksimiles Einblicke in die Korrespondenz dieser Schriftsteller: ein Brief von Friedrich Schiller, von Heinrich von Kleist, Justinus Kerner und von Wilhelm Waiblinger sowie von Herbert Asmodi.

Im zweiten Obergeschoss befindet sich auch das Büro des Literaturhaus-Leiters. Im Dachgeschoss gibt es in drei abgeschrägten Räumen Lagerflächen für Bücher und Akten.

„Das Literaturhaus unter erschwerten Bedingungen umzubauen und schon vor dem zweigeteilten Eröffnungswochenende einige große Veranstaltungen auf die Beine zu stellen, ist ein großer Kraftakt“, betont OB Harry Mergel.

Führungen im Literaturhaus, Lesungen im Deutschhof

Aufgrund der beengten Raumverhältnisse sowie der geltenden Corona-Regeln ist das Eröffnungswochenende zweigeteilt.

Im Literaturhaus finden am Samstag, 25. Juli, zwischen 9:30 Uhr und 18 Uhr, und am Sonntag, zwischen 11.30 und 15 Uhr kurze Führungen für maximal zehn Personen statt. Insbesondere führen Mitglieder des Vorstands der „Freunde des Literaturhauses“ durch das Haus.

Im Innenhof des Deutschhofs gibt es neben der Eröffnungsfeier am Freitag, 24. Juli, ab 19.30 Uhr, dann am Samstag, um 11, um 16, 18 und 20 Uhr und am Sonntag um 14, 16, 18 und 20 Uhr je vier Lesungen. Es lesen der Büchner-Preisträger Arnold Stadler, Hans-Ulrich Treichel, José F.A. Oliver, Volker Demuth, Theres Essmann, Kurt Oesterle, Walle Sayer und Joachim Zelter. Zudem sind am Samstag, ab 12.30 Uhr und ab 14 Uhr die Filme zu den Wettbewerbsbeiträgen zu sehen.

Zwischen den Lesungen gibt es am Samstag von 16 bis 20 Uhr Musik, am Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

Für alle Veranstaltungen am Eröffnungswochenende sind jeweils kostenlose Kartenreservierungen unter www.heilbronn.de/hnistkult notwendig. Die Eröffnungsveranstaltung am Freitagabend sowie ein Großteil der Führungen sind bereits ausgebucht.

(v.l.n.r) Andrea Golowin (Austellungskonzeption), Bürgermeisterin Agnes Christner, Oberbürgermeister Harry Mergel, Literaturhausleiter Anton Knittel und Arslihan Aslan (Architektin Hochbauamt) vor dem Heilbronner Literaturhaus am Trappensee. Foto: Stadt Heilbronn

(v.l.n.r) Andrea Golowin (Austellungskonzeption), Bürgermeisterin Agnes Christner, Oberbürgermeister Harry Mergel, Literaturhausleiter Anton Knittel und Arslihan Aslan (Architektin Hochbauamt) vor dem Heilbronner Literaturhaus am Trappensee. Foto: Stadt Heilbronn